Übersicht Tafelläden Tafelprojekt Neuigkeiten

Die Tafel Dresden

DSC_0326.JPG

Die erste deutsche Tafel wurde von der Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. 1993 in Berlin gegründet. Nach einem erschütternden Vortrag der damaligen Sozialsenatorin Ingrid Stahmer wollten die engagierten Berlinerinnen vor allem die Situation der Obdachlosen der Stadt verbessern. Ein Mitglied der Gruppe, frisch aus den USA zurückgekehrt, stellte die entscheidende Frage: Warum nicht das Konzept der New Yorker City Harvest auf Deutschland übertragen? Der Gedanke, Lebensmittel einzusammeln, die nach den Gesetzen der Marktlogik „überschüssig“ sind, und diese an Menschen in Not und soziale Einrichtungen weiterzugeben, schien einfach und sinnvoll.

Nachdem Obdachloseneinrichtungen großen Bedarf an einer solchen Initiative bestätigten und die Berliner Lebensmittelproduzenten und Einzelhändler Unterstützung signalisierten, begann mit einer Pressekonferenz am 22. Februar 1993 die Geschichte der Berliner Tafel – und damit der Tafeln in Deutschland.
Durch das große Interesse der Medien verbreitete sich die Idee im ganzen Land. Im Oktober 1994 gründeten sich die Münchner und die Neumünsteraner Tafel. Den großen Durchbruch schaffte die Tafel-Bewegung mit der Gründung der Hamburger Tafel im November 1994. Der gigantische Presserummel, der sich hier entwickelte, steigerte die Bekanntheit der Tafeln enorm. Und gab vielen den Ansporn, in der eigenen Stadt ebenfalls eine Tafel zu gründen.

Um Erfahrungen besser miteinander austauschen zu können, gründeten die damals existierenden 35 Tafeln am 15. September 1995 den „Dachverband Deutsche Tafelrunde“. Ein Jahr später, bei der Jahrestagung in Jena, wurde der Dachverband in „Bundesverband Deutsche Tafel e.V.“ umbenannt.

Heute hat der Dachverband eine kleine, professionelle Geschäftsstelle und seinen Sitz in Berlin. Im Juni 2017 änderte der Dachverband nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung für einen einheitlichen Markenauftritt der Tafeln seinen Namen in „Tafel Deutschland e.V.“. Der Verband dient als Servicezentrale für die deutschen Tafeln und vertritt deren Interessen nach innen und außen. Zudem koordiniert und betreut er die überregionalen Spender und Sponsoren, die, neben den zahlreichen Spendern vor Ort, die Tafel-Arbeit in Deutschland erst möglich machen. Denn um helfen zu können, sind die Tafeln selbst auf Hilfe angewiesen.

In den vergangenen rund 28 Jahren haben sich die Tafeln zur größten sozialen Bewegung der heutigen Zeit entwickelt, die Lebensmittel rettet und an sozial benachteiligte Menschen weitergibt. Ein Vorbild weit über die Grenzen des Landes hinaus: Nach deutschem Vorbild sind „Feedback“ im südafrikanischen Kapstadt, eine Foodbank im australischen Sidney, die Wiener Tafel in Österreich und die Schweizer Tafeln entstanden. Zur Gründung des Vereins Tafel Dresden kam es am 07. März 1995. (Text-Quelle: Tafel Deutschland)

DSC_0355.JPG
Weihnachtstüten.jpg
DSC_0357.JPG

Zielstellungen und Kritik

In Deutschland werden täglich viele Tonnen Lebensmittel vernichtet, obwohl sie noch genießbar wären. Gleichzeitig gibt es hierzulande Millionen von Menschen, denen es an elementaren Nahrungsmitteln fehlt. Die Tafeln bemühen sich um einen Ausgleich: Sie sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, und verteilen diese zu einem symbolischen Betrag an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte. Als Orte der Begegnung bieten sie außerdem eine Plattform zur Teilhabe an der Gesellschaft.

Die Tafeln handeln nach den Werten der NachhaltigkeitGerechtigkeit und Loyalität.  Sie übernehmen soziale Verantwortung und setzen sich für den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln ein. Sie orientieren sich dabei an keiner politischen Ausrichtung, sondern stets nach dem höheren Ziel, möglichst vielen Menschen Hilfe zu bieten.

Deutschlands Tafelvereine stehen für eine der größten sozialen Bewegungen der heutigen Zeit und sind Vorbilder für ähnliche Organisationen in anderen Ländern.

Es ist hierbei wichtig zu betonen, dass die Tafeln keine staatlichen, sondern private Hilfsorganisationen sind. Wohl wissend, dass ihre Arbeit eine große Hilfe, sowie ein Schritt in die richtige Richtung ist, ist sich die Tafel bewusst, dass sie allein nicht die Erfüllung ihrer Ziele verantworten kann. Ein Ausschnitt aus dem Leitbild der Tafel Deutschland beschreibt dieses Problem sehr treffend: „Die Verhinderung von Armut ist vorrangig eine staatliche Aufgabe. Tafel-Arbeit entbindet den Staat nicht von seiner Daseinsfürsorgepflicht. Tafeln arbeiten nicht im öffentlichen Auftrag.“ Bestimmte Teilgebiete erhalten eine finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern, diese ist aber sehr gering. Die Tafel ist demnach stark auf Spenden und teils kommunale Hilfe angewiesen. Kosten fallen durch Ladenmiete, Transportautos, Kraftstoff und nicht zuletzt durch die Erlaubnis zur Abholung von Lebensmitteln an. Um anderen helfen zu können, ist die Tafel also selbst auf Hilfe angewiesen. Allein anhand von Zahlen zeigt sich, dass der durch die Tafel geleistete Beitrag längst nicht ausreichend ist: 265.000 Tonnen Lebensmittel rettet die Tafel pro Jahr, aber 18 Mio. Tonnen Lebensmittel werden immer noch weggeschmissen. Im Ziel 12.3 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ist festgeschrieben, die weltweite Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Auch die Bundesregierung hat sich diesem Ziel verpflichtet. Die Tafeln appellieren an die Verantwortlichen, zum Erreichen des Ziels 12.3 beizutragen und machen mit Aktionen auf das Thema aufmerksam.

Versorgungsleistungen und Mitwirkende

Die Tafel Dresden verteilt jährlich rund 2.500 Tonnen Lebensmittel, womit sie wöchentlich circa 5.000 Menschen über Tafelläden und Ausgabestellen versorgen kann. Neben den Ausgabestellen bietet die Tafel Dresden auch Direktbelieferungen für soziale Einrichtungen, alte und kranke Menschen, sowie Menschen mit Behinderung an.

Die Arbeit bei der Tafel Dresden wird von rund 200 Ehrenamtlichen und 6 bezahlten (nach Mindestlohn) Mitarbeiter*innen, 5 - 10 Sozialstunden Leistenden, 15 Mitarbeiter*innen mit Förderung nach §16i oder §16e, ca. 15 Mitarbeiter*innen mit ArbeitsgelegenheitenPraktikant*innen und 5  Bundesfreiwilligen geleistet.